Das Labskaus-Gesicht-Gericht-Gedicht
-Goethe is(s)t in Bremen-
Vorwort:
Es ist nicht belegt, dass der große deutsche Dichter Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832) jemals die Freie Hansestadt Bremen besucht hätte; ein eventueller Aufenthalt in Bremen, vielleicht auch nur für einen Tag, ist jedenfalls nie bekannt geworden. Nehmen wir aber einfach mal an, er wäre doch in Bremen gewesen und er hätte während seines Besuches sogar seine Erlebnisse, auch die der kulinarischen, in einem bis dato nie aufgefundenen Tagebuch akribisch festgehalten, dann …,
ja dann könnten vielleicht eine seiner heute sicherlich sehr wertvollen Notizen wie folgt ausgesehen haben :
Es ist nicht belegt, dass der große deutsche Dichter Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832) jemals die Freie Hansestadt Bremen besucht hätte; ein eventueller Aufenthalt in Bremen, vielleicht auch nur für einen Tag, ist jedenfalls nie bekannt geworden. Nehmen wir aber einfach mal an, er wäre doch in Bremen gewesen und er hätte während seines Besuches sogar seine Erlebnisse, auch die der kulinarischen, in einem bis dato nie aufgefundenen Tagebuch akribisch festgehalten, dann …,
ja dann könnten vielleicht eine seiner heute sicherlich sehr wertvollen Notizen wie folgt ausgesehen haben :
Goethe is(s)t in Bremen
Mein Name ist Johann Wolfgang von Goethe,
in meinem Leben war ich schon häufig auf Reisen,
und wie inzwischen fast jeder weiß,
habe ich auch längere Zeit in Italien verbracht und
dort die köstlichsten Speisen und Getränke zu mir nehmen können.
Nun bin ich auf meiner Reise quer durch Deutschland
in der Freien Hansestadt Bremen angekommen,
man hat mir für meine Unterbringung einen kleinen Gasthof empfohlen
und jetzt sitze ich heute Abend hier,
hungrig und durstig,
und warte auf meine mir vom Wirt besonders empfohlene Abendspeise.
Viel erwarte ich hiervon allerdings nicht,
scheinbar hat dieser kleine Gasthofbetreiber nichts Besseres
aus seiner Küche anzubieten, als ein Gericht, das,
so wie ich von anderer Seite hörte,
in seiner Hauptsubstanz aus gehacktem Pökelfleisch
und gestampften Kartoffeln bestehen soll,
eigentlich dreht sich bei mir der Magen um,
aber gut, es sollen ja noch, so wie mir der Wirt sagte,
zusätzlich einige weitere ‚Köstlichkeiten’ gereicht werden,
es bleibt mir also nichts anderes übrig,
als einfach nur abzuwarten.
Doch da wird auch schon der Teller gereicht,
serviert wird er mir von einer äußerst hübschen jungen Dame,
-irgendwie erinnert sie mich an eine meiner
früheren Bekanntschaften zu Hause in Weimar-,
jedenfalls lacht mich dieses so reizende Mädchen sehr verschmitzt an,
stellt mir mit grazilem Schwung den Teller direkt vor die Nase
und schenkt dazu einen vom Wirt
besonders empfohlenen Bremer Ratskellerwein ein,
wahrlich, das ist ein guter Tropfen,
also, bis jetzt ist wirklich alles ausgezeichnet !
Nun aber wende ich mich meinem Teller zu …,
oh, er gibt ja noch außergewöhnlich viel Dampf aus der Küche von sich,
aber irgendwie steigt mir ein wunderbarer Duft
in meine verwöhnte Nase hinein, jetzt bin ich neugierig geworden,
doch was ist das …,
dieser Wirt scheint einen ungewöhnlichen Koch zu beschäftigen,
hat er sich etwa nur bei mir einen Spaß erlaubt oder wird die
seltsame Speise hier für jeden Gast in dieser Art kredenzt ?
Ich sehe ein lachendes Gesicht auf dem Teller,
eigentlich ist es nicht schlecht gemacht,
zunächst fällt mir dieser Mund auf
mit wohlgeformten vollen Lippen,
er wird durch eine passend gekrümmte feine Gurke dargestellt,
dann sitzt darüber eine kleine Nase, rot, niedlich und kreisrund,
ja, sie scheint aus einer ‚Roten Bete’ zu bestehen,
und oberhalb der Nase lachen mich zwei lustige
hellwach glänzende Augen an,
-es sind natürlich nur zwei sehr gut gelungene Spiegeleier!
Und dann die Haarpracht über der Stirn,
sie wirkt äußerst passend zurechtgemacht und
entpuppt sich nach längerem Hinsehen als ein sehr zartes
raffiniert hineindekoriertes Matjesfilet.
Doch das Allerbeste an diesem Gesicht, und das macht mir Eindruck,
ist wirklich die leicht rosarot wirkende Gesichtshaut, eine Haut mit
einem makellosen Teint, der das voller Leben steckende Gesicht
äußerst köstlich und delikat abrundet.
Und schon kommt auch der Wirt an meinen Tisch,
er erzählt mir mit leiser wohlklingender Stimme,
dass die feine Masse auf dem Teller sich ‚Labskaus’ nennen würde,
aber keiner hierzulande wisse, warum sie so bezeichnet werde,
jedenfalls wäre dieses ‚Labskaus’
schon immer ein beliebtes Seemanns-Essen gewesen,
er selber habe aber, dem Anlass entsprechend,
feinstes mageres gekochtes und gesalzenes Rindfleisch verwendet
und dann mit Kartoffeln, etwas Pfeffer und Zwiebeln,
alles zusammen gut durchpüriert,
ein wenig Rote-Bete-Saft hätte natürlich auch nicht fehlen dürfen,
außerdem habe er, wegen der Ehre, mich bewirten zu können,
sich die Idee erlaubt, den Teller etwas ausgefallener
zu gestalten, er hoffe, es gefalle mir.
Ich höre mir das alles an, potzblitz, denke ich, hier in dieser Stadt
scheint man doch sehr viel von Essen und Trinken
und vor allem vom Humor zu verstehen,
denn die eben genommene Mahlzeit übertraf nun doch meine Erwartungen;
wenn ich weiterreise, muss ich unbedingt die Stadt Bremen und
die dort gereichten Speisen und Getränke, insbesondere aber jenes
ganz spezielle Bremer Labskaus-Gericht, weiterempfehlen.
Ich habe auch jetzt schon eine gute Idee :
Soeben bekomme ich große Lust,
mir über dieses wahre Festessen ein kleines Gedicht auszudenken,
die Überschrift des Gedichtes könnte vielleicht lauten :
„Goethes Labskaus-Gesicht-Gericht-Gedicht“!
Oh ja, die letzte Wortspielerei bringt mich selber schon zum Lachen,
und wenn es fertig ist und ich es unterschrieben habe,
wird es hoffentlich, so wie auch bei meinen anderen Gedichten,
überall in Deutschland bekannt sein …
Hier also ist es, Silentium bitte :
Das Labskaus-Gesicht-Gericht-Gedicht
Labskaus, dich hab ich nie vergessen,
du warst mein schönstes Lieblings-Essen,
denn wenn ein Teller herzlich lacht,
kann nur in Bremen er gemacht !
Das Essen ist ein Festgericht,
es wird geschmückt wie ein Gesicht,
die Gurke ist ein großer Mund,
die Nase ‚rote-beten-rund’,
und für die Augen, deren zwei,
nimmt man jeweils ...ein Spiegelei,
wer künftig dich gern essen mag,
dem sagt der Teller „Guten Tag !“
Labskaus, gern schrieb ich das Gedicht,
und nie vergess’ ich dein Gesicht !
... Ein sehr beeindruckter
Johann Wolfgang von Goethe !
Nachwort:
Sollten Sie irgendwann einmal in Bremen und Umgebung essen gehen wollen, dann bestellen Sie doch einfach mal „Labskaus“, dieses Gericht steht in Bremen in sehr vielen Speisekarten. Es ist wirklich ein vorzügliches, köstliches und gesundes Gericht. Sie können darüber hinaus auch fragen, ob in diesem Restaurant ein sogenannter „Labskaus á la Goethe“-Teller (ein Teller mit einem Gesicht) angeboten wird.
Übrigens: Das oben beschriebene Prosa-Gedicht ist vor einiger Zeit in Bremen über den DEHOGA-Verband den dortigen Gastronomie-Betrieben bekannt gemacht worden.
Mein Name ist Johann Wolfgang von Goethe,
in meinem Leben war ich schon häufig auf Reisen,
und wie inzwischen fast jeder weiß,
habe ich auch längere Zeit in Italien verbracht und
dort die köstlichsten Speisen und Getränke zu mir nehmen können.
Nun bin ich auf meiner Reise quer durch Deutschland
in der Freien Hansestadt Bremen angekommen,
man hat mir für meine Unterbringung einen kleinen Gasthof empfohlen
und jetzt sitze ich heute Abend hier,
hungrig und durstig,
und warte auf meine mir vom Wirt besonders empfohlene Abendspeise.
Viel erwarte ich hiervon allerdings nicht,
scheinbar hat dieser kleine Gasthofbetreiber nichts Besseres
aus seiner Küche anzubieten, als ein Gericht, das,
so wie ich von anderer Seite hörte,
in seiner Hauptsubstanz aus gehacktem Pökelfleisch
und gestampften Kartoffeln bestehen soll,
eigentlich dreht sich bei mir der Magen um,
aber gut, es sollen ja noch, so wie mir der Wirt sagte,
zusätzlich einige weitere ‚Köstlichkeiten’ gereicht werden,
es bleibt mir also nichts anderes übrig,
als einfach nur abzuwarten.
Doch da wird auch schon der Teller gereicht,
serviert wird er mir von einer äußerst hübschen jungen Dame,
-irgendwie erinnert sie mich an eine meiner
früheren Bekanntschaften zu Hause in Weimar-,
jedenfalls lacht mich dieses so reizende Mädchen sehr verschmitzt an,
stellt mir mit grazilem Schwung den Teller direkt vor die Nase
und schenkt dazu einen vom Wirt
besonders empfohlenen Bremer Ratskellerwein ein,
wahrlich, das ist ein guter Tropfen,
also, bis jetzt ist wirklich alles ausgezeichnet !
Nun aber wende ich mich meinem Teller zu …,
oh, er gibt ja noch außergewöhnlich viel Dampf aus der Küche von sich,
aber irgendwie steigt mir ein wunderbarer Duft
in meine verwöhnte Nase hinein, jetzt bin ich neugierig geworden,
doch was ist das …,
dieser Wirt scheint einen ungewöhnlichen Koch zu beschäftigen,
hat er sich etwa nur bei mir einen Spaß erlaubt oder wird die
seltsame Speise hier für jeden Gast in dieser Art kredenzt ?
Ich sehe ein lachendes Gesicht auf dem Teller,
eigentlich ist es nicht schlecht gemacht,
zunächst fällt mir dieser Mund auf
mit wohlgeformten vollen Lippen,
er wird durch eine passend gekrümmte feine Gurke dargestellt,
dann sitzt darüber eine kleine Nase, rot, niedlich und kreisrund,
ja, sie scheint aus einer ‚Roten Bete’ zu bestehen,
und oberhalb der Nase lachen mich zwei lustige
hellwach glänzende Augen an,
-es sind natürlich nur zwei sehr gut gelungene Spiegeleier!
Und dann die Haarpracht über der Stirn,
sie wirkt äußerst passend zurechtgemacht und
entpuppt sich nach längerem Hinsehen als ein sehr zartes
raffiniert hineindekoriertes Matjesfilet.
Doch das Allerbeste an diesem Gesicht, und das macht mir Eindruck,
ist wirklich die leicht rosarot wirkende Gesichtshaut, eine Haut mit
einem makellosen Teint, der das voller Leben steckende Gesicht
äußerst köstlich und delikat abrundet.
Und schon kommt auch der Wirt an meinen Tisch,
er erzählt mir mit leiser wohlklingender Stimme,
dass die feine Masse auf dem Teller sich ‚Labskaus’ nennen würde,
aber keiner hierzulande wisse, warum sie so bezeichnet werde,
jedenfalls wäre dieses ‚Labskaus’
schon immer ein beliebtes Seemanns-Essen gewesen,
er selber habe aber, dem Anlass entsprechend,
feinstes mageres gekochtes und gesalzenes Rindfleisch verwendet
und dann mit Kartoffeln, etwas Pfeffer und Zwiebeln,
alles zusammen gut durchpüriert,
ein wenig Rote-Bete-Saft hätte natürlich auch nicht fehlen dürfen,
außerdem habe er, wegen der Ehre, mich bewirten zu können,
sich die Idee erlaubt, den Teller etwas ausgefallener
zu gestalten, er hoffe, es gefalle mir.
Ich höre mir das alles an, potzblitz, denke ich, hier in dieser Stadt
scheint man doch sehr viel von Essen und Trinken
und vor allem vom Humor zu verstehen,
denn die eben genommene Mahlzeit übertraf nun doch meine Erwartungen;
wenn ich weiterreise, muss ich unbedingt die Stadt Bremen und
die dort gereichten Speisen und Getränke, insbesondere aber jenes
ganz spezielle Bremer Labskaus-Gericht, weiterempfehlen.
Ich habe auch jetzt schon eine gute Idee :
Soeben bekomme ich große Lust,
mir über dieses wahre Festessen ein kleines Gedicht auszudenken,
die Überschrift des Gedichtes könnte vielleicht lauten :
„Goethes Labskaus-Gesicht-Gericht-Gedicht“!
Oh ja, die letzte Wortspielerei bringt mich selber schon zum Lachen,
und wenn es fertig ist und ich es unterschrieben habe,
wird es hoffentlich, so wie auch bei meinen anderen Gedichten,
überall in Deutschland bekannt sein …
Hier also ist es, Silentium bitte :
Das Labskaus-Gesicht-Gericht-Gedicht
Labskaus, dich hab ich nie vergessen,
du warst mein schönstes Lieblings-Essen,
denn wenn ein Teller herzlich lacht,
kann nur in Bremen er gemacht !
Das Essen ist ein Festgericht,
es wird geschmückt wie ein Gesicht,
die Gurke ist ein großer Mund,
die Nase ‚rote-beten-rund’,
und für die Augen, deren zwei,
nimmt man jeweils ...ein Spiegelei,
wer künftig dich gern essen mag,
dem sagt der Teller „Guten Tag !“
Labskaus, gern schrieb ich das Gedicht,
und nie vergess’ ich dein Gesicht !
... Ein sehr beeindruckter
Johann Wolfgang von Goethe !
Nachwort:
Sollten Sie irgendwann einmal in Bremen und Umgebung essen gehen wollen, dann bestellen Sie doch einfach mal „Labskaus“, dieses Gericht steht in Bremen in sehr vielen Speisekarten. Es ist wirklich ein vorzügliches, köstliches und gesundes Gericht. Sie können darüber hinaus auch fragen, ob in diesem Restaurant ein sogenannter „Labskaus á la Goethe“-Teller (ein Teller mit einem Gesicht) angeboten wird.
Übrigens: Das oben beschriebene Prosa-Gedicht ist vor einiger Zeit in Bremen über den DEHOGA-Verband den dortigen Gastronomie-Betrieben bekannt gemacht worden.
© Wolfgang Seekamp