Juli-Duft in der Großstadt
- "Immer im Juli !" -
- "Immer im Juli !" -
Kleine Wiese zwischen Hochhäusern und Baumärkten; eig. Foto

- Frisch gemähtes Gras trocknet unter der Julisonne, es liegt auf einer kleinen Wiese gleich neben einer Straßenecke inmitten von Hochhäusern und Baumärkten. Die Bank, auf der ich sitze, liegt gleich daneben, ...und ich muss an früher denken:
- ...."Die Wiese ist ein Relikt aus einer anderen Welt, das weiß ich, einer Welt, als hier noch viele Wiesen waren, die bis zum Horizont reichten und es überall duftete nach frisch gemähtem Gras und würzig riechendem Heu. Als die bunten Schmetterlinge scheinbar ziellos herumflatterten und die Vögel hoch oben jubilierten und immer wieder neue Kreise und Sturzflüge zwischen Himmel und Erde ausprobierten und die Pferde abends mit den voll beladenen Wagen wieder heimwärts fuhren. Voll beladen mit turmhoch übereinander geschichtetem Heu, das ganz oben mit einem langen runden Holzbalken gesichert war, an dem sich wir Kinder übermütig und mit lachenden, von der Sonne geröteten Gesichtern festhielten. Gleichzeitig atmeten wir tief die laue klare Abendluft ein und genossen die rumpelnde Fahrt nach Hause. Sie sollte möglichst 'nie' zu Ende gehen, denn da oben, hoch unter dem Himmel, ließ es sich doch so wunderbar träumen, träumen von bunten wunderschönen Luftschlössern" ......
- Der alte Mann neben mir auf der Bank, er kam vor langer Zeit von weit her, von den Ufern der Drina, so glaube ich ihn verstanden zu haben, hört aufmerksam zu, was ich gerade gesagt habe. Aber ich weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt mit meinen Erzählungen etwas anfangen konnte. Doch vermutlich genießt er, genauso wie ich, diesen Heuduft.
Heuduft, der vom dampfenden Gras der kleinen Wiese gelegentlich herüberzieht.
Und dieser unnachahmliche Juli-Duft ruft in ihm sicherlich ähnliche Assoziationen hervor wie bei mir.
- Ich kann es mir jedenfalls so denken, denn nur deshalb sitzt er vermutlich hier, nur um einen Hauch aus der fernen und vielleicht für ihn immer noch unerreichbaren Heimat in sich aufzunehmen, einzuatmen, tief aufzusaugen und dann zu träumen ......
- Wahrscheinlich haben wir beide ungefähr die gleichen Gefühle. Jeder träumt zwar auf seine eigene Art, aber bestimmt möchte er, so wie ich, vielleicht noch einmal diese Welt von damals erleben, was zumindest für mich ja unmöglich ist, denn diese Welt ist für alle Zeiten verschwunden und lässt sich auch nie wieder herbeiführen.
- Insofern verbindet uns beide sehr viel, scheinen wir doch vor langer Zeit ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Er in seinem Land und ich hier, direkt vor mir, an dieser Stelle, an diesem Ort.
- Offensichtlich sind es für ihn, so wie bei mir, sehr schöne Erinnerungen gewesen, die zu dieser eigenartigen Sehnsucht in unserem Inneren im Laufe der Jahre geführt haben.
- Und diese Sehnsucht ist bei mir, -und vielleicht ja auch bei ihm, immer dann besonders stark ausgeprägt,
wenn die Luft nach frisch gemähtem Gras und würzig duftendem Heu riecht !
- Und das ist ganz besonders
im Juli der Fall !
© Wolfgang Seekamp Foto "Heuernte": Bundesarchiv, 17.Juli 1953
Ende
- ...."Die Wiese ist ein Relikt aus einer anderen Welt, das weiß ich, einer Welt, als hier noch viele Wiesen waren, die bis zum Horizont reichten und es überall duftete nach frisch gemähtem Gras und würzig riechendem Heu. Als die bunten Schmetterlinge scheinbar ziellos herumflatterten und die Vögel hoch oben jubilierten und immer wieder neue Kreise und Sturzflüge zwischen Himmel und Erde ausprobierten und die Pferde abends mit den voll beladenen Wagen wieder heimwärts fuhren. Voll beladen mit turmhoch übereinander geschichtetem Heu, das ganz oben mit einem langen runden Holzbalken gesichert war, an dem sich wir Kinder übermütig und mit lachenden, von der Sonne geröteten Gesichtern festhielten. Gleichzeitig atmeten wir tief die laue klare Abendluft ein und genossen die rumpelnde Fahrt nach Hause. Sie sollte möglichst 'nie' zu Ende gehen, denn da oben, hoch unter dem Himmel, ließ es sich doch so wunderbar träumen, träumen von bunten wunderschönen Luftschlössern" ......
- Der alte Mann neben mir auf der Bank, er kam vor langer Zeit von weit her, von den Ufern der Drina, so glaube ich ihn verstanden zu haben, hört aufmerksam zu, was ich gerade gesagt habe. Aber ich weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt mit meinen Erzählungen etwas anfangen konnte. Doch vermutlich genießt er, genauso wie ich, diesen Heuduft.
Heuduft, der vom dampfenden Gras der kleinen Wiese gelegentlich herüberzieht.
Und dieser unnachahmliche Juli-Duft ruft in ihm sicherlich ähnliche Assoziationen hervor wie bei mir.
- Ich kann es mir jedenfalls so denken, denn nur deshalb sitzt er vermutlich hier, nur um einen Hauch aus der fernen und vielleicht für ihn immer noch unerreichbaren Heimat in sich aufzunehmen, einzuatmen, tief aufzusaugen und dann zu träumen ......
- Wahrscheinlich haben wir beide ungefähr die gleichen Gefühle. Jeder träumt zwar auf seine eigene Art, aber bestimmt möchte er, so wie ich, vielleicht noch einmal diese Welt von damals erleben, was zumindest für mich ja unmöglich ist, denn diese Welt ist für alle Zeiten verschwunden und lässt sich auch nie wieder herbeiführen.
- Insofern verbindet uns beide sehr viel, scheinen wir doch vor langer Zeit ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Er in seinem Land und ich hier, direkt vor mir, an dieser Stelle, an diesem Ort.
- Offensichtlich sind es für ihn, so wie bei mir, sehr schöne Erinnerungen gewesen, die zu dieser eigenartigen Sehnsucht in unserem Inneren im Laufe der Jahre geführt haben.
- Und diese Sehnsucht ist bei mir, -und vielleicht ja auch bei ihm, immer dann besonders stark ausgeprägt,
wenn die Luft nach frisch gemähtem Gras und würzig duftendem Heu riecht !
- Und das ist ganz besonders
im Juli der Fall !
© Wolfgang Seekamp Foto "Heuernte": Bundesarchiv, 17.Juli 1953
Ende