Ski-Erlebnis in den österreichischen Bergen

...und wir fuhren aus Abtenau hinaus, der Marktplatz war schon nicht mehr zu sehen und gerade sah ich noch das Ortsschild und dahinter die mir inzwischen so vertraut
gewordenen Skihänge am Karkogel! Dann verließen wir den breiten Talkessel, in dem das Dorf Abtenau so wunderbar malerisch lag und die Nachmittagssonne noch so prächtig das Tal beschien. Irgendwann sah ich nur noch die verschneiten Berghänge und im Hintergrund die sich so klar und deutlich hervorhebenden Berggipfel der Osthorngruppe und des Tennengebirges …
Es war vor vielen Jahren und wir schrieben Anfang März, ich war gerade 22 Jahre alt und hatte viel Zeit ! … Zeit, bevor mein Ingenieur-Studium anfing und Zeit, um von Norddeutschland nach Österreich zu fahren und dort in einem einwöchigen Skikurs das Skifahren zu erlernen!
Aber langsam, mit dem Erzählen bin ich etwas zu voreilig, denn eigentlich hatte ich ja etwas ganz anderes vorgehabt. Meine Schwester wohnte in München und dort wollte ich ein paar Tage wohnen, um mir bei dieser Gelegenheit ausführlich München anzusehen. Zwar wäre ich alleine durch die große Stadt gegangen, meine Schwester und ihr Mann waren beide berufstätig, aber das störte mich überhaupt nicht, gab es doch für einen Norddeutschen in München, dazu in der bayerischen Landeshauptstadt, garantiert viele neue Dinge zu erleben und auch zu bewundern.
Wie es aber häufig so ist, kam es völlig anders. Mein Schwager war ein guter Skifahrer und es wurmte ihn sicherlich, dass ich als Norddeutscher keine blasse Ahnung vom Skifahren hatte. Wie sollte ich aber, nebenbei gesagt, diese Fähigkeiten besitzen ? Denn Norddeutschland im Winter…., “dscha“, mangels geeigneter Berge gab es hier oben im Norden vermutlich weniger geübte Skifahrer, als braune Milchkühe bis dato auf norddeutschen Wiesen jemals geweidet hatten. Und unsere norddeutsche Heimat ist ja auch seit jeher in jedem anständigen Winter viel mehr ein Dorado für das beliebte Schlittschuhlaufen gewesen.
Wenn es z.B. in meiner Jugendzeit im Winter auf zugefrorenen Gräben bzw. Seen zum Schlittschuhlaufen gekommen war, dann brauchten wir nicht zum Skifahren in den verschneiten Harz südlich von Hannover zu fahren. In diesem Fall hatten wir hier oben im Norden ein eigenes wunderschönes Wintervergnügen. Ein Vergnügen, das sich spätestens dann zum ganz
großen Spektakel entwickelte, wenn überschwemmte riesige Wiesen- und Weideflächen von Vater 'Frost' förmlich zugefroren wurden. Dann konnte man wahrlich stundenlang und völlig schwerelos im wahrsten Sinne des Wortes ‚bis zum Horizont’ laufen. Von niemandem wurden wir damals aufgehalten, höchsten dann, wenn das Tageslicht gegen die einsetzende Dunkelheit irgendwann endgültig verloren hatte. Ja, diese in manchen Jahren herrschenden Eislaufbedingungen waren für uns der absolute Wintertraum. Und solch ideale Bedingungen, wie ich sie beschrieben habe, kann es ja in der heutigen Zeit in einigen Gegenden Norddeutschlands in sehr kalten Wintern durchaus immer noch wieder geben.
Zurück zu meinem Schwager, er setzte mich irgendwo in der Nähe von Golling, ca. 30 km südlich von Salzburg, an einer Busstation ab. Leider hatte er keine Zeit mehr zur Verfügung und musste weiter Richtung Bischofshofen fahren.
Und da stand ich nun mitten in Österreich. Zwar hatte ich schon mal im Sommer in Österreich einen Urlaub verbracht, aber im Winter, ..das war in meinem jungen Alter noch völlig neu für mich. Außerdem kam mir hier an diesem Platz, an dieser Busstation, alles sehr eng und abweisend vor. Etwas beklommen war mir schon, hier stand ich nun mit meinem kleinen Koffer und den langen Skiern allein in einem dunklen Tal und kein Mensch war weit und breit zu sehen. ‚Ich solle mir den nächsten Bus nehmen und bis Abtenau fahren, dort könne man sehr gut Skifahren, dort gäbe es auch Skischulen, und er würde mich am späten Freitagnachmittag in Abtenau wieder abholen’... Diese Worte klangen mir noch lange in den Ohren, doch endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam ein Bus angefahren. Etwas seltsam muss ich dann dem Busfahrer wohl vorgekommen sein, denn natürlich erregte ich Aufsehen mit meinem Auftreten und darüberhinaus kam mir wohl auch ein ziemliches ‚Kauderwelsch’ über die Lippen. Es dauerte auch tatsächlich ein Weilchen, bis alle Schwierigkeiten hinsichtlich Fahrtziel, Fahrkarte und Platzwahl im Bus geregelt waren.
Irgendwann öffnete sich das enge Tal und schlagartig wurde der Tag wieder sehr hell. Der Himmel hatte noch ein wunderbares Blau und die Nachmittagssonne verfärbte sehr malerisch einen großen Teil des Talkessels in ein gold-gelb-orange erscheinendes Gebilde aus Häusern, einem Kirchturm und rundherum verschneit liegenden sanften Berhängen. Manche Skifahrer sah ich im Hintergrund als kleine Punkte hin- und hersausen, sie wurden von ihren langen Nachmittags-Schatten beharrlich verfolgt, wo immer sie sich auch hinbewegten. Etwas neidisch war mir schon zumute. Ja, derartig leicht und schnell die Berhänge hinabfahren zu können, -so etwas würde ich auch gerne irgendwann vollbringen wollen. Meine den ganzen Tag in mir steckende Beklommenheit hatte sich mit einem Mal in Luft aufgelöst und stattdessen machte sich bei mir ein Gefühl aus Erleichterung und Tatendrang bemerkbar. Mein Schwager hatte wohl doch nicht so unrecht mit seinem Hinweis gehabt, dass ich am Besten meinen kleinen Winterurlaub in den winterlich verschneiten Bergen verbringen sollte.
In Abtenau steuerte ich im Zentrum sofort mutig eine Skischule an, ließ mich in einen Skikurs für "Anfänger" eintragen und fand auch schnell eine Unterkunft in der Nähe des Kirchturmes. Schon am Abend besuchte ich eine Abtenauer-Diskothek, die ich gar nicht verfehlen konnte, lag sie doch gleich in der Nähe meiner Pension. Bekleidet war ich mit meiner blauen Skijacke und der schwarzen Skihose, viel mehr hatte ich sowieso nicht mitgenommen.
Und so fand ich mich auch ganz fesch gekleidet und mit Genugtuung stellte ich gleich beim Betreten der Disco fest, dass einige junge Mädchen sich sofort zu mir umdrehten. Na ja, ich war ja auch im besten 'Mannesalter', war außerdem in den letzten Wochen wieder etwas schlanker geworden und hatte zudem eine leichte, noch zu Hause in Norddeutschland erworbene Bräune im Gesicht. Als ich an der Bar etwas zum Trinken bestellte, standen nach kurzer Zeit zwei junge hübsche Holländerinnen neben mir. Zwar sprachen sie nur wenig Deutsch, sondern eher ein sehr niedlich klingendes Gemenge aus holländischer Sprache und teilweise auch deutsch-englischen Begriffen, aber die Verständigung klappte trotzdem sehr gut. Besonders mit der einen Holländerin mit dem Namen Liza redete ich sehr viel und bald hatte ich dann auch soviel verstanden, dass sie seit heute, am Montag, bereits einen Ski-Anfängerkurs in Abtenau begonnen hatte. Na ja, meiner fing ja erst morgen früh an und dann würde man sich bestimmt auf jeden Fall wiedersehen.
Am nächsten Morgen ging ich bei herrlichstem Sonnenschein zu dem mir von der Skischule zugewiesenen Ski-Hang. Nun konnte ich auch zum ersten Mal das wunderschöne Bergpanorama um mich herum ausgiebig bewundern. Einige Bergspitzen waren allerdings noch ganz erhaben in dekorativen Wolkendunst eingetaucht und manche Wiesen und Berhänge konnte man teilweise nur schemenhaft erahnen, wurden sie doch vom Morgennebel in Form von neblig-weißlichen Wattegebilden großflächig zugedeckt. Aber was ich um mich herum sah, das gefiel mir außerordentlich gut. Liza konnte ich leider nicht entdecken, sie würde bestimmt inzwischen auf einem ganz anderen Abhang üben.
Irgendwann fiel mir auf, dass eigentlich alle Ski-Lehrer die ich erblicken konnte, genauso wie ich mit denselben blau-schwarzen Farben bekleidet waren. Und selbst das leuchtende Blau meiner Skijacke hatte zufällig haargenau denselben Farbton wie bei den feschen modischen Jacken der Skilehrer. Aber verwunderlich war es irgendwie schon, gab es doch gerade beim Farbton Blau, soweit mir bekannt war, immer mehrere verschiedene Muster und Farbnuancen. Schnell kam bei mir ein bestimmter Verdacht hoch, hatte die hübsche Liza von gestern abend vielleicht geglaubt, dass ich ein Abtenauer Ski-Lehrer und damit auch ein absoluter Alleskönner auf den Skiern wäre ? Ja wenn das wirklich zuträfe, wäre diese Tatsache mir doch äußerst unangenehm gewesen und ich müsste diesen Punkt natürlich heute abend in der Disco bei Liza sofort unbedingt richtigstellen. Denn mit fremden Federn wollte ich mich ganz gewiss nicht schmücken und außerdem würde sie über kurz oder lang sowieso die komplette Wahrheit über meine wahren Skikünste erfahren.
Aber viel länger konnte ich über diesen Aspekt nicht nachdenken, denn schon stand ich mit den anderen Teilnehmern in Reih und Glied und der Ski-Lehrer kam natürlich sofort zu mir, logisch, war ich doch mit einem halben Tag Verspätung im Skikurs erschienen. Und dieser Skilehrer sah mich lange und stillschweigend von oben bis unten an. Irgendwann sagte ich meinen Namen, nur um das stille unangenehme Schweigen zu unterbrechen. Und natürlich wartete ich auch gespannt auf eine anschließende Reaktion, auf einen Satz oder auf ein anderes ermunterndes Wort. Er aber sah nur ganz stumm und völlig fasziniert meine Skier an, sie waren im Vergleich zu den anderen Skiern wirklich auch ein wenig zu lang geraten, das stellte ich schnell fest, denn die Länge der Skier betrug nach meiner Schätzung ungefähr 2 Meter, vielleicht waren es auch einige Zentimeter mehr. Zwar war das sicherlich nicht 'katastrophal', aber zum Skifahren am Hang waren sie, besonders für Anfänger, nach neueren Erkenntnissen scheinbar nicht mehr so ideal geeignet. So jedenfalls waren damals meine Überlegungen.
„Jo mei" (dieses "jo" sprach er übrigens wie mit einem langgezogenen schwedischen "a" aus), "wo saan diese alten Bretter denn her, wo ham’s die denn aufgetrieben, sind a bisserl arg alt und lädiert.“ Dann schaute er sich als Nächstes meine Schuhe an und gleich danach sagte er: „Oh mei Gott, was saan das denn für Klumperl ?" (das Wort "Klumperl" würde ich fortan übrigens nie mehr in meinem Leben vergessen). Und nach einer Weile seuzte er, ...und hierbei lächelte er wenigstens sehr nett : "Noa gut, do müssen wir beide nu durch, es hilft's eh ja sowieso alles nichts !“
Und als er weiter ging, atmete ich hörbar auf, denn nun sprach er über die geplanten Skiübungen und über andere wichtige Dinge und damit waren meine allerersten Minuten zunächst glücklich überstanden. Gleich danach folgten auch schon die ersten Ski-Versuche und wider Erwarten klappte doch alles ganz gut bei mir und ich konnte schnell ein Stoßgebet zum Himmel senden, denn ich war jetzt doch ziemlich erleichtert. Vor allem war ich auch erleichtert, weil ich ab nun in der Ski-Gruppe hoffentlich nicht mehr so sonderlich auffallen würde und ich mich damit auf die weiteren Skiübungen viel besser konzentrieren konnte.
Aber langsam, mit dem Erzählen bin ich etwas zu voreilig, denn eigentlich hatte ich ja etwas ganz anderes vorgehabt. Meine Schwester wohnte in München und dort wollte ich ein paar Tage wohnen, um mir bei dieser Gelegenheit ausführlich München anzusehen. Zwar wäre ich alleine durch die große Stadt gegangen, meine Schwester und ihr Mann waren beide berufstätig, aber das störte mich überhaupt nicht, gab es doch für einen Norddeutschen in München, dazu in der bayerischen Landeshauptstadt, garantiert viele neue Dinge zu erleben und auch zu bewundern.
Wie es aber häufig so ist, kam es völlig anders. Mein Schwager war ein guter Skifahrer und es wurmte ihn sicherlich, dass ich als Norddeutscher keine blasse Ahnung vom Skifahren hatte. Wie sollte ich aber, nebenbei gesagt, diese Fähigkeiten besitzen ? Denn Norddeutschland im Winter…., “dscha“, mangels geeigneter Berge gab es hier oben im Norden vermutlich weniger geübte Skifahrer, als braune Milchkühe bis dato auf norddeutschen Wiesen jemals geweidet hatten. Und unsere norddeutsche Heimat ist ja auch seit jeher in jedem anständigen Winter viel mehr ein Dorado für das beliebte Schlittschuhlaufen gewesen.
Wenn es z.B. in meiner Jugendzeit im Winter auf zugefrorenen Gräben bzw. Seen zum Schlittschuhlaufen gekommen war, dann brauchten wir nicht zum Skifahren in den verschneiten Harz südlich von Hannover zu fahren. In diesem Fall hatten wir hier oben im Norden ein eigenes wunderschönes Wintervergnügen. Ein Vergnügen, das sich spätestens dann zum ganz
großen Spektakel entwickelte, wenn überschwemmte riesige Wiesen- und Weideflächen von Vater 'Frost' förmlich zugefroren wurden. Dann konnte man wahrlich stundenlang und völlig schwerelos im wahrsten Sinne des Wortes ‚bis zum Horizont’ laufen. Von niemandem wurden wir damals aufgehalten, höchsten dann, wenn das Tageslicht gegen die einsetzende Dunkelheit irgendwann endgültig verloren hatte. Ja, diese in manchen Jahren herrschenden Eislaufbedingungen waren für uns der absolute Wintertraum. Und solch ideale Bedingungen, wie ich sie beschrieben habe, kann es ja in der heutigen Zeit in einigen Gegenden Norddeutschlands in sehr kalten Wintern durchaus immer noch wieder geben.
Zurück zu meinem Schwager, er setzte mich irgendwo in der Nähe von Golling, ca. 30 km südlich von Salzburg, an einer Busstation ab. Leider hatte er keine Zeit mehr zur Verfügung und musste weiter Richtung Bischofshofen fahren.
Und da stand ich nun mitten in Österreich. Zwar hatte ich schon mal im Sommer in Österreich einen Urlaub verbracht, aber im Winter, ..das war in meinem jungen Alter noch völlig neu für mich. Außerdem kam mir hier an diesem Platz, an dieser Busstation, alles sehr eng und abweisend vor. Etwas beklommen war mir schon, hier stand ich nun mit meinem kleinen Koffer und den langen Skiern allein in einem dunklen Tal und kein Mensch war weit und breit zu sehen. ‚Ich solle mir den nächsten Bus nehmen und bis Abtenau fahren, dort könne man sehr gut Skifahren, dort gäbe es auch Skischulen, und er würde mich am späten Freitagnachmittag in Abtenau wieder abholen’... Diese Worte klangen mir noch lange in den Ohren, doch endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam ein Bus angefahren. Etwas seltsam muss ich dann dem Busfahrer wohl vorgekommen sein, denn natürlich erregte ich Aufsehen mit meinem Auftreten und darüberhinaus kam mir wohl auch ein ziemliches ‚Kauderwelsch’ über die Lippen. Es dauerte auch tatsächlich ein Weilchen, bis alle Schwierigkeiten hinsichtlich Fahrtziel, Fahrkarte und Platzwahl im Bus geregelt waren.
Irgendwann öffnete sich das enge Tal und schlagartig wurde der Tag wieder sehr hell. Der Himmel hatte noch ein wunderbares Blau und die Nachmittagssonne verfärbte sehr malerisch einen großen Teil des Talkessels in ein gold-gelb-orange erscheinendes Gebilde aus Häusern, einem Kirchturm und rundherum verschneit liegenden sanften Berhängen. Manche Skifahrer sah ich im Hintergrund als kleine Punkte hin- und hersausen, sie wurden von ihren langen Nachmittags-Schatten beharrlich verfolgt, wo immer sie sich auch hinbewegten. Etwas neidisch war mir schon zumute. Ja, derartig leicht und schnell die Berhänge hinabfahren zu können, -so etwas würde ich auch gerne irgendwann vollbringen wollen. Meine den ganzen Tag in mir steckende Beklommenheit hatte sich mit einem Mal in Luft aufgelöst und stattdessen machte sich bei mir ein Gefühl aus Erleichterung und Tatendrang bemerkbar. Mein Schwager hatte wohl doch nicht so unrecht mit seinem Hinweis gehabt, dass ich am Besten meinen kleinen Winterurlaub in den winterlich verschneiten Bergen verbringen sollte.
In Abtenau steuerte ich im Zentrum sofort mutig eine Skischule an, ließ mich in einen Skikurs für "Anfänger" eintragen und fand auch schnell eine Unterkunft in der Nähe des Kirchturmes. Schon am Abend besuchte ich eine Abtenauer-Diskothek, die ich gar nicht verfehlen konnte, lag sie doch gleich in der Nähe meiner Pension. Bekleidet war ich mit meiner blauen Skijacke und der schwarzen Skihose, viel mehr hatte ich sowieso nicht mitgenommen.
Und so fand ich mich auch ganz fesch gekleidet und mit Genugtuung stellte ich gleich beim Betreten der Disco fest, dass einige junge Mädchen sich sofort zu mir umdrehten. Na ja, ich war ja auch im besten 'Mannesalter', war außerdem in den letzten Wochen wieder etwas schlanker geworden und hatte zudem eine leichte, noch zu Hause in Norddeutschland erworbene Bräune im Gesicht. Als ich an der Bar etwas zum Trinken bestellte, standen nach kurzer Zeit zwei junge hübsche Holländerinnen neben mir. Zwar sprachen sie nur wenig Deutsch, sondern eher ein sehr niedlich klingendes Gemenge aus holländischer Sprache und teilweise auch deutsch-englischen Begriffen, aber die Verständigung klappte trotzdem sehr gut. Besonders mit der einen Holländerin mit dem Namen Liza redete ich sehr viel und bald hatte ich dann auch soviel verstanden, dass sie seit heute, am Montag, bereits einen Ski-Anfängerkurs in Abtenau begonnen hatte. Na ja, meiner fing ja erst morgen früh an und dann würde man sich bestimmt auf jeden Fall wiedersehen.
Am nächsten Morgen ging ich bei herrlichstem Sonnenschein zu dem mir von der Skischule zugewiesenen Ski-Hang. Nun konnte ich auch zum ersten Mal das wunderschöne Bergpanorama um mich herum ausgiebig bewundern. Einige Bergspitzen waren allerdings noch ganz erhaben in dekorativen Wolkendunst eingetaucht und manche Wiesen und Berhänge konnte man teilweise nur schemenhaft erahnen, wurden sie doch vom Morgennebel in Form von neblig-weißlichen Wattegebilden großflächig zugedeckt. Aber was ich um mich herum sah, das gefiel mir außerordentlich gut. Liza konnte ich leider nicht entdecken, sie würde bestimmt inzwischen auf einem ganz anderen Abhang üben.
Irgendwann fiel mir auf, dass eigentlich alle Ski-Lehrer die ich erblicken konnte, genauso wie ich mit denselben blau-schwarzen Farben bekleidet waren. Und selbst das leuchtende Blau meiner Skijacke hatte zufällig haargenau denselben Farbton wie bei den feschen modischen Jacken der Skilehrer. Aber verwunderlich war es irgendwie schon, gab es doch gerade beim Farbton Blau, soweit mir bekannt war, immer mehrere verschiedene Muster und Farbnuancen. Schnell kam bei mir ein bestimmter Verdacht hoch, hatte die hübsche Liza von gestern abend vielleicht geglaubt, dass ich ein Abtenauer Ski-Lehrer und damit auch ein absoluter Alleskönner auf den Skiern wäre ? Ja wenn das wirklich zuträfe, wäre diese Tatsache mir doch äußerst unangenehm gewesen und ich müsste diesen Punkt natürlich heute abend in der Disco bei Liza sofort unbedingt richtigstellen. Denn mit fremden Federn wollte ich mich ganz gewiss nicht schmücken und außerdem würde sie über kurz oder lang sowieso die komplette Wahrheit über meine wahren Skikünste erfahren.
Aber viel länger konnte ich über diesen Aspekt nicht nachdenken, denn schon stand ich mit den anderen Teilnehmern in Reih und Glied und der Ski-Lehrer kam natürlich sofort zu mir, logisch, war ich doch mit einem halben Tag Verspätung im Skikurs erschienen. Und dieser Skilehrer sah mich lange und stillschweigend von oben bis unten an. Irgendwann sagte ich meinen Namen, nur um das stille unangenehme Schweigen zu unterbrechen. Und natürlich wartete ich auch gespannt auf eine anschließende Reaktion, auf einen Satz oder auf ein anderes ermunterndes Wort. Er aber sah nur ganz stumm und völlig fasziniert meine Skier an, sie waren im Vergleich zu den anderen Skiern wirklich auch ein wenig zu lang geraten, das stellte ich schnell fest, denn die Länge der Skier betrug nach meiner Schätzung ungefähr 2 Meter, vielleicht waren es auch einige Zentimeter mehr. Zwar war das sicherlich nicht 'katastrophal', aber zum Skifahren am Hang waren sie, besonders für Anfänger, nach neueren Erkenntnissen scheinbar nicht mehr so ideal geeignet. So jedenfalls waren damals meine Überlegungen.
„Jo mei" (dieses "jo" sprach er übrigens wie mit einem langgezogenen schwedischen "a" aus), "wo saan diese alten Bretter denn her, wo ham’s die denn aufgetrieben, sind a bisserl arg alt und lädiert.“ Dann schaute er sich als Nächstes meine Schuhe an und gleich danach sagte er: „Oh mei Gott, was saan das denn für Klumperl ?" (das Wort "Klumperl" würde ich fortan übrigens nie mehr in meinem Leben vergessen). Und nach einer Weile seuzte er, ...und hierbei lächelte er wenigstens sehr nett : "Noa gut, do müssen wir beide nu durch, es hilft's eh ja sowieso alles nichts !“
Und als er weiter ging, atmete ich hörbar auf, denn nun sprach er über die geplanten Skiübungen und über andere wichtige Dinge und damit waren meine allerersten Minuten zunächst glücklich überstanden. Gleich danach folgten auch schon die ersten Ski-Versuche und wider Erwarten klappte doch alles ganz gut bei mir und ich konnte schnell ein Stoßgebet zum Himmel senden, denn ich war jetzt doch ziemlich erleichtert. Vor allem war ich auch erleichtert, weil ich ab nun in der Ski-Gruppe hoffentlich nicht mehr so sonderlich auffallen würde und ich mich damit auf die weiteren Skiübungen viel besser konzentrieren konnte.

Abends in der Disco standen Liza und ich wieder zusammen, wir hatten uns am Tage ja nicht gesehen, die Musik war sehr laut und ich war erneut fasziniert von ihr. Fasziniert von ihrer Art, von ihrem Aussehen und vor allem auch davon, wie sie sich mit ihrem süßen holländischen Dialekt mit mir in dem Lärm zu unterhalten versuchte. Ich aber bekam irgendwie absolut nicht den Dreh, ihr mitzuteilen, dass ich auf jeden Fall kein Ski-Lehrer wäre. Aber, so dachte ich, um mich dann ein wenig zu beruhigen, vielleicht war es ihr auch gar nicht so wichtig. Und außerdem verstanden wir uns ja wirklich prächtig und dieser Umstand war viel viel schöner, als alle anderen Dinge, die sich um uns herum abspielten.
Und so ging es die nächsten Tage weiter, wir sahen uns nie am Tage, sondern nur abends, denn Liza befand sich mit ihrem Skikurs immer an einer völlig anderen Stelle des sehr weitläufig verzweigten Abtenauer Skigebietes. Und abends in der Disco sahen wir uns immer sofort, nachdem geöffnet war. Ich war inzwischen schwer verknallt in sie und sie bestimmt auch. Die Musik spielte unablässig und machte fast nie eine Pause, wir tanzten sehr viel, sahen uns dabei einfach nur an und wenn wir mal redeten, dann verstand jeder vermutlich sowieso nur die Hälfte. Aber das war uns auch egal, es reichte völlig aus. Wir dachten nur an das "Heute" und nicht an das, was morgen vielleicht eventuell hätte sein können.
Und so ging es die nächsten Tage weiter, wir sahen uns nie am Tage, sondern nur abends, denn Liza befand sich mit ihrem Skikurs immer an einer völlig anderen Stelle des sehr weitläufig verzweigten Abtenauer Skigebietes. Und abends in der Disco sahen wir uns immer sofort, nachdem geöffnet war. Ich war inzwischen schwer verknallt in sie und sie bestimmt auch. Die Musik spielte unablässig und machte fast nie eine Pause, wir tanzten sehr viel, sahen uns dabei einfach nur an und wenn wir mal redeten, dann verstand jeder vermutlich sowieso nur die Hälfte. Aber das war uns auch egal, es reichte völlig aus. Wir dachten nur an das "Heute" und nicht an das, was morgen vielleicht eventuell hätte sein können.

Und dann, ja dann nahte auch schon bald das Ende der Woche, am
Freitagmittag sollte endgültig Schluss sein mit den Kursen und als Abschluss würden alle Kurse vormittags per Ski zur Post-Alm wandern. Nun spätestens, dachte ich unablässig, würde Liza ja sehen, wie es wirklich um meine Skikünste bestellt war. Gleichzeitig wäre dann auch der Abschied gekommen, weil mein Schwager mich ja noch am späten Nachmittag in der Abtenauer Dorfmitte abholen wollte.
Liza und ich gingen auf unseren Skiern den gesamten Weg nur
nebeneinander, wir redeten sehr wenig, auch sie war mit einem Mal ungewohnt schweigsam geworden und ich war ja sowieso nie der große Redner gewesen. Natürlich musste für sie schon längst klar sein, dass ich nur ein Anfänger auf den Brettern war, aber ...dazu sagte sie überhaupt nichts. Und es war ja eigentlich gar nicht mehr so wichtig, für mich nicht und für sie bestimmt auch nicht. In der Hütte redeten wir ebenfalls sehr wenig, dafür sahen wir uns aber ständig mit kurzen und längeren Blicken an. Neben einer gewissen Befangenheit, die ich bei uns beiden registrierte, merkte ich aber, dass es uns offensichtlich doch sehr schwer fiel, schon jetzt, nach so wenigen Tagen, wieder Abschied zu nehmen und für immer auseinanderzugehen. Denn eins war völlig klar, einen gemeinsamen Abend mit uns beiden würde es fortan, aller Voraussicht nach, nie mehr geben.
Und dann kam schon der Abschied, wir küssten uns ein wenig länger als vorher in der Hütte, aber dieser Kuss war natürlich nicht mehr so, wie es abends in der Discothek gewesen war. Nein, es war gerade mal so, wie man es am Tage im Beisein anderer machen konnte. Dann drückte mir Liza schnell und scheu einen Zettel in die Hand mit ihrer Adresse und ich gab ihr anschließend auch meine Adresse. Und gleich danach verschwand Liza, denn sie würde mit ihrer Freundin heute Nachmittag ebenfalls abreisen müssen. Kurz danach konnte ich sie zwischen den vielen Menschen schon nicht mehr ausmachen, obwohl ich längere Zeit in dieselbe Richtung blickte, um vielleicht doch noch einmal einen Blick von ihr zu erhaschen.
Das war’s, sagte ich mir, irgendwie kam ich mir nun ungewohnt verlassen vor. Schon jetzt fehlte sie mir, ...sie und ihre Art zu reden, sie und ihr Lachen, ihre totale Unkompliziertheit. ....Und ganz besonders fehlten mir mit einem Mal ihre Augen, ihre Augen, die mich jeden Abend in der Disco so strahlend angesehen hatten. Gerade eben hatte ich sie ja noch angeblickt, aber natürlich war in ihren Augen längst nicht mehr dasselbe Leuchten gewesen, wie sonst, -dieses Leuchten, das mich immer an ihr vielleicht am meisten fasziniert hatte. Aber wie sollte man sich, wenn es um Abschied ging, sich überhaupt in die Augen sehen, wie sollte man sich ansehen, wenn es, wie bei uns, höchstwahrscheinlich um das allerletzte Mal ging ?
Freitagmittag sollte endgültig Schluss sein mit den Kursen und als Abschluss würden alle Kurse vormittags per Ski zur Post-Alm wandern. Nun spätestens, dachte ich unablässig, würde Liza ja sehen, wie es wirklich um meine Skikünste bestellt war. Gleichzeitig wäre dann auch der Abschied gekommen, weil mein Schwager mich ja noch am späten Nachmittag in der Abtenauer Dorfmitte abholen wollte.
Liza und ich gingen auf unseren Skiern den gesamten Weg nur
nebeneinander, wir redeten sehr wenig, auch sie war mit einem Mal ungewohnt schweigsam geworden und ich war ja sowieso nie der große Redner gewesen. Natürlich musste für sie schon längst klar sein, dass ich nur ein Anfänger auf den Brettern war, aber ...dazu sagte sie überhaupt nichts. Und es war ja eigentlich gar nicht mehr so wichtig, für mich nicht und für sie bestimmt auch nicht. In der Hütte redeten wir ebenfalls sehr wenig, dafür sahen wir uns aber ständig mit kurzen und längeren Blicken an. Neben einer gewissen Befangenheit, die ich bei uns beiden registrierte, merkte ich aber, dass es uns offensichtlich doch sehr schwer fiel, schon jetzt, nach so wenigen Tagen, wieder Abschied zu nehmen und für immer auseinanderzugehen. Denn eins war völlig klar, einen gemeinsamen Abend mit uns beiden würde es fortan, aller Voraussicht nach, nie mehr geben.
Und dann kam schon der Abschied, wir küssten uns ein wenig länger als vorher in der Hütte, aber dieser Kuss war natürlich nicht mehr so, wie es abends in der Discothek gewesen war. Nein, es war gerade mal so, wie man es am Tage im Beisein anderer machen konnte. Dann drückte mir Liza schnell und scheu einen Zettel in die Hand mit ihrer Adresse und ich gab ihr anschließend auch meine Adresse. Und gleich danach verschwand Liza, denn sie würde mit ihrer Freundin heute Nachmittag ebenfalls abreisen müssen. Kurz danach konnte ich sie zwischen den vielen Menschen schon nicht mehr ausmachen, obwohl ich längere Zeit in dieselbe Richtung blickte, um vielleicht doch noch einmal einen Blick von ihr zu erhaschen.
Das war’s, sagte ich mir, irgendwie kam ich mir nun ungewohnt verlassen vor. Schon jetzt fehlte sie mir, ...sie und ihre Art zu reden, sie und ihr Lachen, ihre totale Unkompliziertheit. ....Und ganz besonders fehlten mir mit einem Mal ihre Augen, ihre Augen, die mich jeden Abend in der Disco so strahlend angesehen hatten. Gerade eben hatte ich sie ja noch angeblickt, aber natürlich war in ihren Augen längst nicht mehr dasselbe Leuchten gewesen, wie sonst, -dieses Leuchten, das mich immer an ihr vielleicht am meisten fasziniert hatte. Aber wie sollte man sich, wenn es um Abschied ging, sich überhaupt in die Augen sehen, wie sollte man sich ansehen, wenn es, wie bei uns, höchstwahrscheinlich um das allerletzte Mal ging ?
Schon bald stieg ich in das Auto meines Schwagers ein und wir fuhren aus Abtenau hinaus, schnell war der Marktplatz nicht mehr zu sehen und gerade sah ich noch das Ortsschild und dahinter die mir inzwischen so vertraut gewordenen Skihänge am Karkogel! Dann verließen wir den breiten hellen Talkessel, in dem das Dorf Abtenau so wunderbar malerisch lag. Irgendwann sah ich nur noch die verschneiten Berghänge und im Hintergrund die sich so klar und deutlich hervorhebenden Berggipfel der Osthorngruppe und des Tennengebirges. Wieder war es die späte Nachmittagssonne, die mir besonders auffiel und mich für einen kurzen Moment mit ihrem gelblich-goldenen Schein in meinen eigenen trüben Gedanken unterbrach.
Ach Abtenau, dich habe ich anschließend nie mehr wieder gesehen, obwohl ich mich bei dir so wohl gefühlt habe, -eigentlich hätte ich doch allen Grund gehabt, irgendwann einmal wieder zu dir herzukommen...
Und Liza, ....Liza hatte ich ebenfalls nie mehr wieder gesehen. Mit dem Briefeschreiben klappte es irgendwie nicht so richtig; einige Monate später bekam ich noch mal einen letzten Brief von ihr. Häufig habe ich darüber nachgedacht, warum ich damals auf diesen allerletzten Brief nicht geantwortet hatte. Ein wenig lag es vielleicht an meinem anderen Leben, das mich sofort nach meiner Ankunft zu Hause mit der Aufnahme des neuen Ingenieur-Studiums komplett in Anspruch nahm. Aber sollte dieser Umstand wirklich ein plausibler Grund gewesen sein? Ich weiß es nicht mehr, -denn an sie denken, das musste ich anschließend immer wieder. Und noch längere Zeit ging sie mir nicht aus dem Sinn. Ja, es dauerte wirklich sehr lange. Eigentlich dauerte es so lange, bis ich irgendwann versuchte, sie aus meinen Gedanken von Anfang an fernzuhalten, ...und zwar bevor sie wieder anfingen, von mir Besitz ergreifen zu wollen !
"Fernzuhalten von Anfang an ...," alles nur um Liza langsam und allmählich für alle Zeiten vergessen zu können, bis heute ...
© Wolfgang Seekamp
Alle 3 Fotos: Tourismusverband Abtenau
-Ende-
Ach Abtenau, dich habe ich anschließend nie mehr wieder gesehen, obwohl ich mich bei dir so wohl gefühlt habe, -eigentlich hätte ich doch allen Grund gehabt, irgendwann einmal wieder zu dir herzukommen...
Und Liza, ....Liza hatte ich ebenfalls nie mehr wieder gesehen. Mit dem Briefeschreiben klappte es irgendwie nicht so richtig; einige Monate später bekam ich noch mal einen letzten Brief von ihr. Häufig habe ich darüber nachgedacht, warum ich damals auf diesen allerletzten Brief nicht geantwortet hatte. Ein wenig lag es vielleicht an meinem anderen Leben, das mich sofort nach meiner Ankunft zu Hause mit der Aufnahme des neuen Ingenieur-Studiums komplett in Anspruch nahm. Aber sollte dieser Umstand wirklich ein plausibler Grund gewesen sein? Ich weiß es nicht mehr, -denn an sie denken, das musste ich anschließend immer wieder. Und noch längere Zeit ging sie mir nicht aus dem Sinn. Ja, es dauerte wirklich sehr lange. Eigentlich dauerte es so lange, bis ich irgendwann versuchte, sie aus meinen Gedanken von Anfang an fernzuhalten, ...und zwar bevor sie wieder anfingen, von mir Besitz ergreifen zu wollen !
"Fernzuhalten von Anfang an ...," alles nur um Liza langsam und allmählich für alle Zeiten vergessen zu können, bis heute ...
© Wolfgang Seekamp
Alle 3 Fotos: Tourismusverband Abtenau
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